Es geht um Rollenverständnis, Führung, Entwicklung und Entscheidung, nämlich dann, wenn ein Unternehmer auch Manager sein soll, also den Wert des Unternehmens steigern muss, dann aber auch Chef ist, also eine Orientierung bieten, Anweisungen geben, mal streng sein, und mal ein Auge zudrücken muss. Und über all dem, ist der Inhaber (im Gegensatz zu einem angestellten Unternehmensleiter oder CEO) auch noch beteiligt an seinen oder ihren Entscheidungen, nämlich als Unternehmer mit finanziellem Risiko.
In Zeiten wie heute wird das Gefälle zwischen diesen Hüten, welche viele Unternehmer gleichzeitig tragen, sehr deutlich. So kann zwar ein Leo Apotheker (ex-HP) oder ein Oswald Grübel (ex-UBS) noch für Fehlentscheide und im Sinne der „Konsequenzen“ tragen das Unternehmen verlassen, aber ein Unternehmer kann das nicht – es wäre das Ende des Unternehmens und seinen Angestellten. Warum also diese Haltung, dass ein Chef für Fehler im Unternehmen gehen muss? Hat uns der Sport so sehr geprägt, dass uns schlechte Leistungen der Mannschaft am Trainer zweifeln lassen? (Obschon ich z.B. Othmar Hitzfeld noch nie auf dem Feld habe rennen sehen ist er der schuldige am Schweizer Debakel für die EM).
Ich bin derzeit selbst in der Situation den Spagat zwischen Unternehmer, Manager und Chef zu versuchen. Ich sage bewusst „versuchen“, denn ein Patentrezept gibt es nicht. Als Unternehmer bin ich für meinen unternehmerischen, sprich finanziellen und existenziellen Ruf verantwortlich. Als Manager muss ich Projekte, welche ich im Mandat oder als Projektleiter führe, erfolgreich zu einem Resultat führen und bin dabei von anderen Entscheidungen (und Entscheidungsträgern) abhängig. Als Chef bin ich ausserdem Leitfigur, versuche meinen Mitarbeitern etwas mitzugeben, so dass sie lernen und sich entwickeln können – und diese Rollen wechseln oft mehrmals innert einer Stunde. Ist das richtig? Ist das gesund? Und vor allem: wie sinnvoll ist es?
Im Rahmen des diese Woche stattfindenden Swiss Leadership Forums (www.swissleader.ch) wird dieser Frage nachgegangen: Management und Leadership, genannt Leaderment. Vielleicht nur ein Modebegriff, denn für mich ist es vor allem eins: Unternehmerisches Denken in die Unternehmen bringen, ob beteiligt oder nicht, ob Chef oder Mitarbeiter: jeder und jede sollte daran interessiert sein, den Wert eines Unternehmens und des persönlichen Beitrages zu leisten. Der „Bonus“ ist ein nachhaltiges, unternehmerisches Engagement und ein wachsen mit dem Unternehmen – wer macht mit?