Wenn Ihr Kind mal fragt, warum es in der Schule Mathematik lernen muss (was bekanntlich nicht alle Kinder begeistert), kann die Antwort ganz einfach sein. Um mal so erfolgreich zu werden wie James Simons, muss die Antwort lauten.
Codeknacker und Finanzgenie – Wer ist James Simons
Simons studierte an der US-Kaderschmiede MIT (Massachusetts Institute of Technology) und promovierte 1962 an der University of California im Fach Mathematik. Danach war er Dozent an der renommierten Harvard University und arbeitete während des Vietnam-Krieges als Codeknacker für die Regierung. Simons erhielt zahlreiche wissenschaftliche Auszeichnungen für seine Arbeiten. Trotz seiner vielen Erfolge ist Simons medienscheu, tritt selten in die Öffentlichkeit und distanziert sich von der Wall Street.
Die Macht der Computer – Renaissance Technologies setzt auf quantitative Modelle
1978 wendete sich Simons ganz der Industrie mit den Finanz- und Rohstoffmärkten zu. Dabei war er seiner Zeit weit voraus, denn er erkannte die Macht der Daten und der Datenverbreitung. 1982 gründete er die Firma «Renaissance Technologies». Dazu gehörte auch der Fonds «Medaillon». Dieser sollte schon bald alle Performance-Rekorde brechen. Renaissance sammelte und sammelt noch heute Unmengen von Daten. Man sucht nach Ineffizienzen des Marktes, um diese auszunutzen. Aktien, Währungen oder Rohstoffe bleiben dann für kurz oder lang im jeweiligen Portfolio. Die Geschäfte von Medaillon werden nicht von Menschen, sondern von Computerprogrammen automatisch ausgeführt.
Geldmaschine «Medaillon»
Medaillon ist selbst in der verwöhnten Hedge-Fonds-Branche eine Klasse für sich. Der Erfolg dieser Strategie war atemberaubend. Der Flaggschifffonds Medaillon erzielte zu Beginn 45 Prozent Gewinn pro Jahr, im Jahr 2000 dann sogar einen sagenhaften Gewinn von 98,5 Prozent. Wer zur Fondsauflage 1.000 Dollar investierte hat, würde heute 13.830.598 Dollar sein Eigen nennen. Selbst in der jüngsten Finanzkrise, als viele Hedge-Fonds schwere Verluste erlitten, blieb Medaillon profitabel.
Gewinnentwicklung Renaissance-Medaillon-Fond. | Bildquelle: Bloomberg, Grafik: boerse.ARD.de
Die Black Box im Universum
Medaillon ist für den Otto Normalverbraucher aber schon lange nicht mehr zu kaufen. Seit 1993 wird nur noch das Geld von den rund 300 Mitarbeitern und deren Familien verwaltet.
Bis heute weiss keiner, nach welchen Algorithmen Renaissance gehandelt wird. Insider sprechen von Millionen von Programmierreihen, dadurch bleibt Renaissance wie eine Black Box im Universum. Auf dem Erfolg ausruhen können sich die Wissenschaftler jedoch nicht, denn die Gesetze der Finanzmärkte ändern sich im Laufe der Zeit.
«Man kann die Bahn eines Kometen viel einfacher berechnen als den Kurs der Citigroup-Aktie. Aber es ist natürlich finanziell attraktiver, den Aktienkurs vorauszusagen, als die Kometenbahn», erklärt Simons.
Simons gab im Jahre 2009 die Leitung von Renaissance ab und betätigte sich als Philantrop. Von klassischen Wall-Street-Bankern will Renaissance nichts wissen:
«Ich habe immer gesagt, das Erfolgsgeheimnis von Renaissance besteht darin, dass sie keine MBAs einstellen“, sagte ein ehemaliger Manager. Die Angestellte bestehen ausschliesslich aus rationalen Wissenschaftlern. Die Aufgabe der Spezialisten von Medaillon besteht darin, die den Programmen zugrundeliegenden Algorithmen immer weiter zu verbessern. Diese werden übrigens strengstens gehütet.