In letzter Zeit werde ich wieder vermehrt gefragt, was es denn braucht um im collaborative Web, sprich beim Crowdsourcing erfolgreich sein. Ich habe schon früher zum Thema Crowdfunding berichtet (http://rogerbasler.com/tag/crowdfunding/) und versuch hier einmal die wichtigsten Erkenntnisse zusammen zu fassen.
Die Planung
Eine gute Kampagne beginnt immer sehr weit im Voraus. Das ist Offline, wie Online dasselbe. Es braucht eine stringente Umsetzungsplanung, welche 3 – 4 Monate vor der eigentlichen Kampagne auf der Plattform beginnt, die 30 bis 100 Tage auf der Plattform selbst und natürlich das mediale follow-Up kurz darauf, sowie die ständige Kommunikation mit den grössten und treusten Backers (unterstützenden Personen).
In Wellen denken
Grundsätzlich sollte man in Wellen und Sub-Kampagnen denken, welche aus den Themen: Information, Interaktion und Reaktion bestehen. Alle Elemente sollten auf den verschiedenen Kanälen (direkt, Mail, Social) abgedeckt werden und beinhalten idealerweise sehr viel multimediale Inhalte (sprich Videos über die Produkte, die Founders und kleinere, intimere Einblicke ins Projekt). Es gilt: die Backers und Interessenten wollen wissen, wem sie hier Zeit und vor allem Geld anvertrauen.
Die Multiplikation
Wer schon früh weiss, wer seine Kunden sein sollen, sollte sich auch mit den Meinungsmachern auseinander setzen. Das können Journalisten, Blogger, Produkttester, Fangruppen, Vereine, sowie Diskussionsforen oder MeetUps sein. Wichtig ist nur, dass man die Leute direkt kennt, Anknüpfungspunkte findet und sie stets vor-informiert und einbindet.
Faktor Zeit
Eine abschliessende Bemerkung sei erlaubt: der Faktor Zeit wird oft unterschätzt. Man sollte sich daher vor allem während der Hauptphase genug Zeit herausnehmen und Aufgaben auf verschiedene Schultern verteilen und den Erfolg laufend überwachen um rasch reagieren zu können (ein Dashboard und Analytics lässt grüssen). Eine wirkliches Erfolgsgeheimnis gibt es nicht, aber man kann zusammenfassend sagen:
- wer im Voraus stringent plant
- wer weiss wer seine Zielgruppe, seine Multiplikatoren und Ambassadoren sind
- wer den Dialog fördert, pflegt und zeitnah reagiert
- und ein Set an Tools und Möglichkeiten für Backers hat
- wird über die Kampagne hinaus Erfolg haben – es ist jedoch erst der Anfang
Plattform aus der Schweiz könnte helfen
Eine Plattform die den Erfolg voraussagen soll (auf Kickstarter) stammt aus der Schweiz. Dieses spannende Projekt heisst Sidekick (http://sidekick.epfl.ch) welches aktuelle Kickstarter Kampagnen beurteilen und deren Erfolg voraussagen soll. Selbst getestet habe ich es leider noch nicht, aber ich finde den Ansatz sehr spannend und freue mich über Feedback.
Ein paar abschliessende Tipps:
Nick NM Yap gibt im t3n wertvolle Tipps. Er war schon mit zwei Projekten auf Kickstarter erfolgreich: mit der wasserdichten Smartwatch „Omate TrueSmart “ (1.032.352 US-Dollar) und dem WLAN-Modul „Rocki “ (222.197 US-Dollar). Auf t3n.de teilt er seine besten Tipps für eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne.
- Starte VOR Kickstarter
„Steiger deine Reichweite, bevor deine Kampagne startet“, erklärt Yap. Ist es soweit, bleiben dir nur noch 30 Tage. Ein erfolgreicher Start legt den Grundstein für den weiteren Verlauf der Kampagne: starte wenigstens ein bis drei Monate vor der Kickstarter-Kampagne, so Yap.
- Mit voller Kraft voraus
„Erzähl Leuten von deinem Projekt, sei nicht schüchtern“, empfiehlt Yap als zweiten Tipp. Gib dir selbst die Aufgabe, die Freude an deinem Projekt zu teilen. Habe keine Angst vor den Bewertungen anderer und erwarte nicht, dass alle begeistert sind. Teile dein Projekt ohne grosse Erwartungen.
- Kenne deine Zielgruppe
Nur, wenn du deine Zielgruppe kennst, weisst du auch, wo du sie findest und welche „pledges“ funktionieren. Sind sie Geeks, Designer oder Studenten? Klär diese Fragen rechtzeitig und reagier dementsprechend.
- Nutze Soziale Netzwerke
Facebook, Google+, Twitter, LinkedIn, Instagram, Pinterest, Tumblr: Du musst nicht alle nutzen. „Abhängig von deinem Produkt würde ich zuerst Facebook und Google+ empfehlen, anschliessend Twitter und LinkedIn“, so Yap. „Die meisten tendieren initial zu Facebook und Twitter, doch vergiss nicht Google+.“
- Artikel = Unterstützer = Einnahmen
Jeder veröffentlichte Artikel bringt deinem Projekt Unterstützer. Es gibt aber ein paar grosse Websites, die dich deutlich weiter bringen als andere. „Anstatt Massenmailings zu verschicken, solltest du die Redakteure deshalb mit persönlichen und spezifischen E-Mails kontaktieren“, empfiehlt der erfahrene Kickstarter. Versuch nicht, deine Geschichte durchzudrücken, versetz dich in die Position des Redakteurs. Was will die Zielgruppe seines Mediums lesen?
Es verläuft ein feiner Grad zwischen Ausdauer und Stalking. Redakteure sind vielbeschäftigte Leute, du muss also dranbleiben. Trotzdem: Übertreib es nicht.
- Arbeite hart für deinen Erfolg
Der Erfolg deines Projekts erfordert Arbeit. Du musst auf Nachrichten und Kommentare reagieren, technische Fragen und E-Mails beantworten, unzählige Pressemitteilungen und E-Mails an Redakteure verschicken, deine Kollegen koordinieren – vorausgesetzt, du bist nicht allein. Laut Yap sind 16 bis 20 Stunden pro Tag gängig, sieben Tage die Woche. „Wenn du allein arbeitest, empfehle ich dir schon jetzt, ein paar Mitstreiter zu suchen“, schreibt er.
- Wähl die richtigen „Pledges“
„Kickstarter ist kein Onlineshop.“ Biete deinen Unterstützern attraktive „Pledges“ zu nachvollziehbaren Preisen. Kickstarter ist kein Onlineshop, reagiert aber sehr ähnlich auf Preisstrukturen. „Der Preis eines Pledges muss seiner Belohnung entsprechen“, so Yap. Das gilt auch für die Zielgruppe: Wenn du Studenten erreichen willst und deine Pledges ab 500 US-Dollar starten, läuft etwas falsch.
- Setze ein realistisches Finanzierungsziel
Bleib realistisch. Dein Ziel sollte nicht deinen Wünschen, sondern deinen Anforderungen entsprechen. „Ein Beispiel: Du würdest gerne 300.000 US-Dollar einsammeln, für die Umsetzung deines Projektes reichen aber 100.000 US-Dollar. Dann nutz die besagten 300.000 US-Dollar für deine interne Planung und setz die 100.000 US-Dollar als offizielles Finanzierungsziel.“
Wer noch nicht genug hat, kann übrigens einen 3 wöchigen Workshop buchen, bei Wolfgang Gumpelmaier, seines Zeichens ein Experte und ausgewiesener Autor unter anderem furs t3n Magazin: http://ununi.tv/de/edushop/crowdfunding-in-3-wochen/
Weiterführende Infos gibts:
Auf HR Online: http://www.hr-online.de/website/radio/hr4/index.jsp?rubrik=6656&key=standard_document_53275347
The Future of Crowd-Funding: http://www.future-crowdfunding.de/publication/
Kostenloses Handbuch (Pay with a tweet): http://www.ikosom.de/publikationen/crowdfunding-handbuch-2013/
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