Noch funktioniert der Messenger als klassische Kommunikationsgeschichte. Nachrichten werden gesendet, empfangen, angereichert, weitergeleitet und so weiter. Zu Lasten der klassischen Dienste wie E-Mail. Gewisse Generationen verzichten fast komplett auf private E-Mails und lösen die Kommunikation durch den Messenger von Facebook ab. Dasselbe gilt auch für SMS, welches durch whatsapp kanibalisiert wurde und immer noch wird. Wie nun aber bekannt wurde: Facebook möchte den Messenger nicht als Applikation, sondern als Plattform positionieren, was auch jüngst mit der kompletten Ausgliederung als messenger.com anzufangen scheint. Erst ausgliedern, dann weiter aus- und aufbauen. Dann aber spätestens kollidieren die Interessen zwischen Facebook und den OS-Betreibern massiv, denn Facebook möchte das Thema der Transaktionen auch finanzieller Natur stärker in den Fokus rücken. Bisher steht der Messenger nur Apps offen, die Bilder, Videos und Sounddateien im Messenger platzieren wollen. Irgendwann dürften aber auch Nachrichteninhalte verfügbar sein, die Services und Produkte im Sinne einer (derzeit klassischen) eCommerce Transaktion darstellen.
Zitat Mark Zuckerberg
„Messaging is one of the few things people do more than social networking. In some countries 85 percent of people are on Facebook, but 95 percent of people use SMS or messaging. Asking folks to install another app is a short term painful thing, but if we wanted to focus on serving this [use case] well, we had to build a dedicated and focused experience. […] The reason is that what we’re trying to do is build a service that’s good for everyone. Because Messenger is faster and more focused […].“
Build it, use it, lock it
Mark Zuckerberg erklärte dazu bereits im November 2014, dass er die Nutzung des Messengers forcieren möchte, damit Menschen fokussierter und schneller kommunizieren können. dazu mussten bereits letztes Jahr alle Facebook Nutzer eine eigene App für den Messenger herunterladen. Doch das ist wohl erst die Hälfte der Reise, denn jetzt wo die App auf allen Smartphones ist, ist es ein leichtes diese Applikation nicht als Messenger per se, sondern als eigentlichen Browser für Smartphones zu verstehen. Mehr und mehr Inhalte werden über den Messenger (Browser) geteilt und kommentiert, Termine ausgemacht, Informationen ausgetauscht. Man bespricht, surft, recherchiert und wird irgendwann wohl auch direkt kaufen, alles in derselben Applikation, die Grenzen verwischen und verschwinden letztendlich dann ganz und dank des eigenen Transaktionssystems sind auch Bezahlungen ein leichtes. Das fehlte Facebook bislang noch und es lässt sich in der aktuellen Konstellation mit Apple und Google als Mitverdiener bei In-App-Käufen auch gar nicht realisieren. Momentan noch jedenfalls.
Denn das Bezahlen bequem über die Messenger App ist nur eine Frage der Zeit – denn neben Werbung könnte Facebook auch daran mitverdienen. Was für die eben beschrieben Strategie spricht, ist auch eine Personalie: für den Messenger ist der frühere Chef des Online-Bezahldienstes PayPal, David Marcus, verantwortlich. Die in den Staaten in den bereits eingeführte Geld-versenden-Funktion im Messenger hatte PayPal in seiner App bereits im vergangenen Sommer gestartet, kurz nach dem Wechsel von Marcus zu Facebook. Aber wo befindet sich die künftige Käuferschaft? Genau, neben dem Messenger auf whatsapp. Welches Facebook 2014 gekauft hatte. Fehlt nur noch diese nahtlose Integration in die Facebook Welt – Bereits im April diesen Jahres waren erste Screenshots mit dem whatsapp teilen Buttons innerhalb von Facebook aufgetaucht, nur Zufall oder Beta-Test? Facebook kommentierte die Bilder nur knapp. Eine alternative Variante wäre, man wendet sich an einen Hardware Partner und stellt sicher, dass die Messenger App bereits beim Kauf installiert und prominent platziert ist. Zum Beispiel mit Samsung, das im Smartphone-Markt immer stärker unter Druck gerät oder den chinesischen Shooting-Star Xiaomi, an dem Facebook gemäss diversen Berichten gerne beteiligen würde. Also zwei sehr attraktive Kooperations-Partner für ein heute noch fiktives und dennoch logisches Szenario.