On Demand Economy löst Sharing Economy ab

Die ganze Welt spricht von der Sharing Economy und meint damit eigentlich unsere neue On-Demand-Economy. So ist „Sharing“ per se ein schöner Gedanke, aber lassen wir uns nicht verleiten: die oft zitierten Geschäftsmodelle von UBER bis AIRBNB sind wie eingeleitet: Geschäfte – Business – kommerziell. Worum geht es also in der ganzen Diskussion, dieser Brave New World? Ich habe mir darum sehr lange Gedanken darüber gemacht, wie man diesen Bogen spannen kann. Vom Gesetzgeber, über die Industrie der On Demand Economy bis zu den Nutzern dessen. Nur ist das gar nicht so leicht, da es so etwas in dieser Form noch nie gab, Präzedenzfälle bisher fehlen und man kann sich zwar am Ausland orientieren, muss dabei aber wohl oft den Kopf schütteln. Nun ist das schöne bei einem Thema wie diesem, dass man die Zukunft ja nicht voraussagen kann oder soll. Denn wie John Lennon schon sagte: Life happens while you are busy making plans. Aber man kann versuchen die Zukunft anhand der Geschichte zu verstehen, versuchen Parallelen zu schaffen und dabei die Phantasie anzuregen, wohin die Reise denn nun gehen könnte.  Denn Sie wissen ja: eigentlich war ja alles schon mal da – oder nicht? Ich nehme Sie darum gerne mit, in eine kleine Zeitreise, ein wenig in die Vergangenheit und dann in die nahe Zukunft, denn 2020 ist in weniger als 5 Jahren und vielleicht sind wir ja schon da.

Die Zukunft dank der Vergangenheit verstehen lernen..

 

Wer nicht weiss woher er oder sie kommt, wird es schwer haben, irgendwo hinzukommen, darum starten wir unsere Reise in der sehr nahen Vergangenheit im Juni 2014. Ein Bild von vielen welches über die sozialen Medien ging: Menschen, Taxifahrer und Sympathisanten aller Art gingen auf die Strasse und demonstrierten von Berlin über Paris und Rom. Sie demonstrierten dass ihre Industrie im Sterben liegt, bereits zu den Todgeweihten gehört und nannte dabei auch gleich die Totengräber: diese neuen Apps, diese Dienste aus dem Internet und wer Internet sagt, der sagt auch Google. Eigentlich noch spannend dass dieses Bild UBER und GOOGLE gleichzeitig nennt, wenn man ja weiss dass GOOGLE am selbstfahrenden Auto arbeitet und Google Maps bereits mit UBER verbunden ist – aber das ist eine andere Geschichte die bald passieren wird. Nun kommen wir zurück auf diese Wut, diese Frustration von diesen Menschen die ihre Existenz, wohl zu Recht, bedroht sehen. Sie gingen auf die Strasse, sie streiken, sie blockierten und weigerten den Dienst anzubieten, für welchen sie normalerweise bezahlt werden. In Paris, Madrid, London, Berlin und vielen weiteren Orten dasselbe Bild – nur wozu? Denn die Realität heisst Mobilität. Menschen wollen mobil sein, nicht nur von A nach B kommen, sondern vor allem rechtzeitig in B sein. Ob mit einem eigenen Auto, einem bezahlten Dienst, einem Freundschaftsdienst, ob spontan oder geplant: auf die uns bequemste und schlüssigste Art und Weise. Als ich darum diese Bilder in kurzer Folge aufeinander sah, wurde mir klar, dass es um mehr geht als nur um starre Rahmenbedingungen und Sicherheiten. Wir alle sprechen von dieser gewaltigen Revolution die kommen wird, dieses neue, noch nie dagewesene Phänomen, dass man neue Dienste nutzt und alte etablierte Industrien vernachlässigt, ja vom Thron stürzt. Aber da wir ja auf einer Reise sind, sind wir ja hoffentlich nicht alleine. Und wenn wir nicht alleine sind, sind wir viele. Und wenn wir schon viele sind, sind wir auch schon beim Sharing, beim Teilen. Und wenn wir schon beim Teilen sind, Hand aufs Herz: es ist nicht nur Gutmenschendünken das uns antreibt, sonst wären UBER und GOOGLE ein Verein – wie die FIFA. Nein auf unserer Reise geht es darum dass wir uns in andere Hände begeben: sprichwörtlich tun wir das ja, sobald wir in den Flieger oder in ein Taxi steigen. Und bezahlen dafür bereits im Voraus und wir erwarten dafür etwas, einen Dienst On Demand. Einen Dienst der auf der Grundlage allen wirtschaftlichen Handles ruht:

Die Grundlage allen Handelns…

Es geht um Vertrauen. Vertrauen ist die Grundlage jeden wirtschaftlichen Handelns. Jede Transaktion braucht einen Bruchteil bis hin zu sehr viel dieses kostbaren Gutes: Vertrauen. Lassen Sie mich darum heute eine Analogie verwenden, in welcher die On Demand Economy uns in Zukunft mehr zu Diensten sein wird, als das es und wirklich bewusst ist.  Denn die On Demand Economy und alle mit ihre verbundenen Hoffnungen, Zweifel, Ideen und Stolpersteine, werden die Art und Weise, wie wir miteinander wirtschaften massgeblich beeinflussen und prägen. Denn ob wir den Putzdienst bei Mila, das Auto bei Sharoo, oder das Essen bei Cookeat nutzen, hängt vor allem davon ob, ob es diesen Unternehmern gelingt, unser Vertrauen in ihre Dienstleistung aber auch in die Menschen dahinter  zu gewinnen. Nun werden Sie sagen: was hat denn bitteschön Vertrauen, dieses sharing und die heutige, beziehungsweise zukünftige Entwicklung der Wirtschaft zu tun? Sehr viel, denn on es uns bewusst ist oder nicht: im kleinsten gemeinsamen Nenner, ist es eben keine Revolution, sondern die logische Evolution und die On Demand Economy kann und wir uns massgeblich dienen unsere Wirtschaft wieder dahin zu bringen, wo sie einmal war.  Sie glauben mir nicht?

In […] we trust…

Die immer noch grösste Volkswirtschaft der Welt macht es uns vor. Nicht nur mit den innovativen Diensten, welche wir hier in Europa teilweise noch verteufeln. Es geht um den Spirit, der sich in der Grundmanifestierung wirtschaftlicher Transaktionen widerspiegelt:  Auf einem Stück Papier, dessen Wert wohl einiges unter dem damit zu erwerbenden Wert liegt, garantiert uns unsere Regierung, dass  wir es auch können: 10 Franken sind 10 Franken – Inflation und Depression hin oder her: ein Stück Papier garantiert uns, dass wir keine Ziegen, Hühner und Strickwaren mit uns führen müssen um den Cappuccino am Morgen im Zug geniessen zu können. Wir halten in unseren Brieftaschen also verbriefte (man beachte das Wortspiel) Vertrauensbeweise in eine uns nicht direkt zugängliche Institution, die uns, sofern wir nicht gerade in Zypern leben, unsere Kaufkraft garantiert.

Aber warum vertrauen wir überhaupt einem Stück Papier oder dieser Plastikkarten? Weil wir vom Prinzip Hoffnung leben. Wir hoffen, basierend auf der Erfahrung, dass die nächste Transaktion wie die letzte ausgeführt werden wird.

In der Ökonomie spielen Transaktionen eine zentrale Rolle. Ihnen ist gemein, dass immer mindestens zwei Personen beteiligt sind und der Leistung des einen die Gegenleistung des anderen gegenübersteht. Grundbedingung einer jeden Transaktion ist ein ausreichendes Vertrauen, dass der jeweils andere auch seine Gegenleistung erbringen wird. Nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung:

 

Wir hoffen also, dass die Wahrscheinlichkeit grosser als NULL sein muss, wobei p die Wahrscheinlichkeit, G der hoffentliche Gewinn durch die Handlung von X und nicht der Verlust (L) der Handlung von Y ist. Nun fragen Sie sich aber: ok, das mit dem Vertrauen habe ich verstanden, ja ich habe Geld in der Tasche und meine Kreditkarte ist gedeckt, wo ist der Bogen zur On Demand Economy und vor allem zur Regulierung? Und Wohin geht die Reise? Dieselbe Frage habe ich mir ja auch gestellt und zwar immer und immer wieder. Nur hier wird’s ein wenig Paradox: den wenn wir uns an die ersten Bilder der Präsentation erinnern dieses “Nunca mas! Nöd mit eus!”  Dieser Ruf nach Hilfe und Regulierung richtet sich in erster Linie an den Gesetzgeber.

Wir erwarten also, dass unsere Volksvertreter sprich Politiker sich darum kümmern, dass etwas geregelt wird, obschon wir Ihnen noch weniger vertrauen als Finanzberatern und Autoverkäufern. Wir erwarten, dass unsere Probleme gelöst werden von einem Apparat, der eben nicht Veränderung, sondern Beständigkeit garantieren soll, in einer Zeit des stetigen Wandelns. Nur: wenn wir immer nur den Status Quo verteidigt hätten, wo wären wir heute? Wären wir eine der kompetitivsten Nationen der Welt? Jetzt wo der Bankensektor sich de fakto selbst abschafft und die Uhrenindustrie in ein paar Jahren realisieren wird, was Cupertino wirklich auslöste?

Auf unsere Reise in die Zukunft werden wir immer wieder auf Menschen treffen, die sogenannte Pioniere sind: Vordenker, Menschen welche die erste Frühphase begleiten, Wachstum finanzieren, bis es später institutionalisiert und etabliert wird um später, in einer Stabilisierung hoffentlich ganz nach Schumpeter wieder kreativ zerstört wird. Nur in welcher Phase befinden wir uns jetzt? Wohl immer noch in einer Frühphase. Und das ist gut so, denn hier wird sich zeigen, welche Stärken und Möglichkeiten diese On Demand Economy für die Gesamtwirtschaft erst mit sich bringen wird. Denn wir müssen bereits heute aufhören in Sektoren oder Industrien zu denken. Es geht um die Vernetzung der Vernetzung: Menschen, Dienstleistungen, Profile und ganz grundlegend: Vertrauen. Aber nicht nur Vertrauen im übertragenen Sinn, sondern im tatsächlichen, realen: sichtbaren und wahrnehmbaren Sinn.

Die Zukunft heisst E-Trust ….

Lassen Sie mich ein Beispiel machen. Stellen wir uns eine typische On-Demand-Userin vor. Nennen wir sie doch Natascha, sie ist 32 und sie besitzt weder Auto, noch Ferienwohnung, noch hat sie eine eigene Putzfrau aber sie ist auf allen sozialen und Online Plattformen aktiv. Nun meine Frage: würden Sie dieser Frau vertrauen? Ihr Haus anvertrauen? Ihr Auto übergeben? Ihren Kinderwagen ausleihen? Warum ja? Warum nicht? Wäre es nicht toll, wenn Sie wissen könnten, ob sie ihr vertrauen können? Natascha ist für Sie völlig unbekannt, kein politisch und finanzielles Schwergewicht deren Ruf ihr vorauseilt. Nun stellen Sie sich vor: Sie können ihr vertrauen. Denn Natascha ist nicht umsonst auf all diesen Plattformen. Sie hat nicht umsonst ein Auto bei Mobility und Sharoo. Sie verkauft nicht umsonst ihre Kleider auf PLV und Ebay. Und sie ist nicht ohne Grund auf Mila als IT Supporterin gemeldet. Natascha kann was und sie ist zuverlässig, bezahlt ihre Rechnungen, ist ansprechbar und das alles zeigt sich in ihrem Score: Dem E-TRUST.

Die On Demand Economy Unternehmen und allen voran Google haben sich zusammengeschlossen und etablieren, ganz Datenschutzkonform und aufgrund Krypto-ähnlichen Algorithmen einen Score. Dieser Score ist eine Mischung aus dem Verhalten auf den Plattformen: ein geben und nehmen, dem transaktionalen Geschäft: was wird wie gehandhabt und gebucht und der Verifzierung im realen Leben dank Social und realen Accounts

Die On Demand Economy wird massgeblich mit der klassischen, konsumativen Economy verschmelzen und dabei einen wichtigen Bestandteil einbringen: nämlich die Fähigkeit und Möglichkeit, dass wir bereits vor einer Transaktion wissen, wie diese ablaufen wird – aufgrund der Experience und der Bewertung der Plattformen und der User. Aber nicht nur eine rein oberflächliche Bewertung wir das sein, sondern eine transaktionelle: Transparent, verifiziert, hilfreiches Handeln und Verantwortung tragen. Der E-Trust Score wird uns begleiten, uns helfen und uns hoffentlich mittelfristig zu besseren Transaktionspartnern machen – vielleicht sogar ohne das zu tun von externen, legislativen Bemühungen und Anstrengungen.

Die On Demand Economy, einst Revolutionär wahrgenommen wird uns eigentlich wieder darauf zurückbesinnen, was unsere wirtschaftlichen Beziehungen im Kern ausmacht: Vertrauen in das Gegenüber, Vertrauen in die Handlung und Vertrauen in die Personen und Anbieter dahinter  Bleibt nur noch die Frage: wollen wir so viel Transparenz? Und haben wir heute schon genügend Vertrauensbonus um es solange auszuhalten oder scheitern wir bereits morgen an zu starren Strukturen, Legislaturen und dem eigentlichen Feind des Vertrauens: der Angst vor dem Wandel, aber das ist was man mit Disruption meint: das Aufbrechen alter Muster und Modelle. Ganz Schumpeter, ganz neu, ganz digital.

 

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